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30. Juli 2018

 

Spinne am Morgen

 

Schwarze Katze von links, Spinne am Morgen – mal ganz ehrlich: Sind wir nicht alle abergläubisch? Gut, nicht wirklich extrem, aber doch so ein wenig? Es ist ja, nach Johann Wolfgang von Goethe, auch nichts Schlimmes dabei. „Der Aberglaube ist die Poesie des Lebens“, meinte unser großer Dichterfürst.

 

Ich kenne hochintelligente Menschen, die an einem Freitag den 13. wenngleich auch nicht im Bett bleiben, so doch das Haus nur ungerne verlassen. Vor vielen Jahren habe ich einmal zufällig meinen Professor dabei beobachtet, wie er eine Haarklammer auf dem Gehsteig aufhob, damit drei Kreuze zeichnete und die Klammer dann über seine linke Schulter nach hinten warf.

Kuriose Geschichten um die Phobie vor der Unglückszahl 13 füllen ganze Bibliotheken. Eine solche Phobie soll heilbar sein, wenn man ihren Fachbegriff „Triskaidekaphobie“ zehnmal hintereinander schnell ausspricht. Aber es hilft nicht immer. In vielen Hotels gibt es keinen 13. Stock und auch kein Zimmer mit besagter Nummer; in Flugzeugen fehlt oft die 13. Sitzreihe. Alles Nonsens, denn Stockwerk, Zimmer oder Sitzreihen verschwinden ja nicht einfach, sie werden nur zahlenmäßig anders benannt. Eben 14.

Der Aberglaube um die teuflische 13 hat sich im Laufe der Zeit in weiten Teilen der Menschheit offenbar kulturell manifestiert. Allerdings sehen selbst Abergläubige das in einigen Punkten nun auch wieder nicht so eng – etwa beim 13. Monatsgehalt. Aber irgendwo muss der Aberglaube ja auch aufhören. Übrigens: Die 13 bei uns ist die 4 in Japan oder die 17 in Italien. Ob es in Japan ein 4. oder in Italien ein 17. Monatsgehalt gibt, darf bezweifelt werden. Wenngleich in Italien alles möglich ist.

 

Karten, Würfel und Hochwürden

 

Weshalb ich diese kleine Geschichte nun mit einem Orthopäden fortsetze? Mit einem Medizinmann, von dem man konsequente Klarheit und höchsten Realitätssinn erwarten sollte? Nun, weil ich kürzlich das Vergnügen hatte, bei einem Turnier mit ihm auf die Runde zu gehen. Soviel vorweg: Ich kenne einige Golfer, die auch als Patienten der Psychiatrie eine gute Figur machen würden – doch mein Flightpartner, ein sehr honoriger „Facharzt des Stütz- und Bewegungsapparates“, stellte so ziemlich alles in den Schatten. Wobei ich, zugegeben, seine grenzenlose Offenheit bewunderte. Herr Doktor erzählte unverblümt von seiner Aberglauben-Phobie in Sachen Golf.

 

Vor einem Turniertag wählt er abends jene drei Bälle mit ausschließlich ungeraden Zahlen aus, mit denen er spielen wird – und zwar nach dem „ene-mene-muh-und-dran-bist-du“-System. Dass er nicht mehr als drei Bälle für die Runde benötigen würde, erfährt er aus den vorher gelegten Tarot-Karten. Und dann die Schuhauswahl. Die rein weißen, braun-weißen oder schwarzen Treter? Das wiederum entscheiden die Würfel, die Herr Doktor einmal bei einer Wahrsagerin erstanden hatte.

Die Schuhe, welche auch immer, spielen dann am nächsten Tag eine entscheidende Rolle. Zuerst wird der linke Schuh angezogen, dann der rechte. Danach werden beide wieder ausgezogen, mit den Sohlen dreimal aneinandergeklopft – und erneut angezogen. Dieses Mal zuerst der rechte Schuh.

Bei seinen Golfschlägern wiederum konkurrieren Aberglaube und Religiösität. Wenn er einen neuen Satz gekauft hat, lässt er ihn tatsächlich von einem befreundeten Pfarrer segnen. Mich würde interessieren, was Hochwürden insgeheim darüber denkt. Und dann das Einspielen auf der Driving Range: Der erste Schlag wird grundsätzlich mit dem Putter gemacht. „Das vermittelt mir das Gefühl, dass alles zu einem guten Abschluss kommt.“ Es hat mich nicht mehr verwundert, dass er vor jedem Abschlag auf dem Tee einmal um seinen Ball herumging. „Mit dem Zirkulieren nehme ich den Ball als Parnter ganz in mich auf.“ Und soll ich Ihnen etwas sagen: Er hat, jedenfalls bei diesem Turnier, gut gespielt!

Dass sein Aberglaube allerdings nicht ausschließlich auf das Golfspiel ausgerichtet ist, erfuhr ich von ihm erst nach der Runde: Vor kurzem war seine fast zweijährige Beziehung in die Brüche gegangen – Herr Doktor wollte nicht in einem Schaltjahr heiraten. Da bleibt wahrlich nur noch ein Zitat von Friedrich von Schiller: „O! Laß' des Aberglaubens nächtliche Gespenster nicht deines hellen Geistes Meister werden.“

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