CITY-GOLF DUBLIN
von Liz von Bonin
Sláinte!
Dublin ist für jeden, der diese Stadt einmal besucht, den Roman „Ulysses“ von James Joyce gelesen hat oder wenigstens auch nur ein Quentchen Lebensfreude besitzt, immer nur eines: ein fortwährender Sehnsuchtsort. Und für Golfer trifft das noch in besonderem Maße zu.
In „Ulysses“ beschreibt James Joyce Anfang des letzten Jahrhunderts wundervolle Episoden seines Protagonisten Leopold Bloom im Dublin des 16. Juni 1904. Joyce damals: „Ich möchte ein Abbild von Dublin erschaffen, so vollständig, dass, wenn die Stadt eines Tages plötzlich vom Erdboden verschwände, sie aus meinem Buch heraus vollständig wieder aufgebaut werden könnte.“ Das ist ihm gelungen.
Die Stadt macht süchtig. Aber als Irland-Junkie mag ich generell diesen relativ kleinen Inselstaat, der es schafft, jedes Jahr an seinem Nationalfeiertag, dem „St. Patrick's Day“, die weltweit bekanntesten Bauwerke grün aufleuchten zu lassen.
Erstklassiger „Supermarkt“
Bei unserem bewährten 30-Kilometer-Radius hat Dublin 81 Golfplätze anzubieten. 81! Das ist ein erstklassig sortierter „Supermarkt“, dessen grandioses Angebot aus einer langen Tradition als Volkssport resultiert. Ob 9, 18, 27 oder 36 Löcher – alle Golfanlagen, vom sanfthügeligen Parkland- bis zum meerumspülten Links-Format, sind kleine Schmuckstücke, mit „irisch-locker-lässig-freundlichem“ Service inklusive. Interessant übrigens: In Irland gibt es mehr als 400 Golfplätze. Auf die gesamte Inselfläche umgerechnet hieße das: Im Durchschnitt liegt hier jeder Golfplatz nur 1.000 Meter vom nächsten entfernt. Genau dieses Gefühl hat man in Dublin.
Zwei Pints entfernt
Die Stadt ist regelrecht umzingelt. Der 1912 gegründete „Clontarf Golf Club“ mit seinen reizvollen 18 Parkland-Löchern (Par 71) liegt nur rund drei Kilometer vom Zentrum entfernt. Rund 6,5 Kilometer sind es bis zum Fuß der Dublin Mountains, dort hat sich der „Grange Golf Club“ etabliert; die mit 5.208 Meter eher kurzen 18 Löcher (Par 68) zählen zu den besten Parklandkursen der Umgebung.
Mein persönlicher Favorit unter all den attraktiven Golfkursen ist „The Royal Dublin Golf Club“ auf der vorgelagerten Insel Bull Island, etwas mehr als sieben Kilometer von meinem Dubliner Lieblingspub „Temple Bar“ entfernt. Der Club wurde 1885 gegründet und ist Irlands zweitältester. Das Design dieser klassischen 18 Links-Bahnen mitten im bedeutendsten Vogelschutzgebiet Irlands stammt vom legendären Harry Colt, der sich als Architekt unter anderem mit „Royal Portrush“ ein Denkmal setzte.
Auf rund 6.700 Meter inmitten eines wundervollen Küstenstreifens erstrecken sich die Bahnen dieses Par 72-Platzes. An der 18, ein rechtwinkeliges Dogleg (Par 4, 458 Meter), hat sich schon der ehemalige US-Präsident Bill Clinton die Zähne ausgebissen. Kleiner Trost: Als Ehrengast blieb ihm das Greenfee erspart. Es liegt heute bei 150 Euro pro Runde, nicht unbedingt ein Schnäppchen. Doch wenn man diese beeindruckende Old-Fashioned- Szenerie einer großartigen Golf-Historie erlebt, wenn man weiß, dass hier schon Old Tom Morris und die meisten anderen Golfgrößen auf die Runde gingen, und wenn man dann nach 18 aufregenden Löchern mit Meeresluft noch genüsslich am Guinness schlürft – dann sind diese 150 Euro jeden Cent wert.
Dublin ist als Reiseziel natürlich schon lange kein Geheimtipp mehr. Irlands Hauptstadt rangiert längst in einer Liga mit London, Paris, Rom oder Berlin. Vom kleinen, preiswerten Hotel über Mittelklasse-Häuser bis hin zu noblen Herbergen wie dem „Shelbourne“ oder „Merrion“ – im Zentrum gibt es eine Vielzahl von Übernachtungsmöglichkeiten in allen Kategorien. Der beste Tipp, den man einem Dublin-Besucher geben kann: Checken Sie in einem Hotel Ihrer Wahl im Zentrum ein, und dann Abmarsch in den Bezirk „Temple Bar“ – der perfekte Einstieg, um diese liebenswerte Stadt auf eigene Faust zu entdecken.
Big Shots
Die drei großen Golf-Klassiker rund um Dublin sind natürlich „Portmarnock“, „Druids Glen“ und „The K Club“. Die „Portmarnock Golf Links“ (Design: Bernhard Langer) liegen gerade einmal 15 Kilometer von Dublin entfernt. Dünen, Seewinde, leicht hügelige Fairways zwischen hohen Gräsern und Ginsterbüschen, Doglegs und 98 trickreich platzierte Bunker – auf dem 6.444 Meter langen Par 71-Platz wird einem für das moderate Greenfee von 80 bis 100 Euro alles abverlangt. Direkt am Platz bietet sich das komfortable Golfhotel (134 Zimmer) zum Übernachten an.
22 Kilometer westlich von Dublin erreicht man den berühmten „K Club“ mit seinen beiden Parkland-Plätzen, die zu den besten und schwierigsten Irlands zählen. Arnold Palmer hat den „Palmer Course“ entworfen, daneben gibt es den „Smurfit Course“ (beide 5.700 Meter lang, Par 72). Auf dem „Palmer Course“ wurde 2006 der Ryder Cup ausgetragen – und das hat natürlich seinen Preis. Das Greenfee kostet hier zwischen Mai und September für Hotelgäste 165 Euro, für Besucher 240 Euro. Die eindrucksvolle Schlossanlage, 1832 am River Liffey erbaut und einem französischen Château nachempfunden, beherbergt das 5-Sterne-Haus „The Kildare Hotel“. Der Luxus pur beginnt ab rund 220 Euro pro Person und Nacht.
Schließlich der Dritte im Bunde: das „Druids Glen Hotel & Golf Resort“, 1995 gegründet und 30 Autominuten südlich von Dublin gelegen. Die 18 äußerst idyllischen Parkland-Löcher (Par 71) sind 6.000 Meter lang. Zwischen 90 und 100 Euro zahlt man für die Runde – ein angemessener Preis. Wie bei den anderen Big Shots kann man auch hier am Platz in feinen Unterkünften übernachten. In allen Golf-Resorts werden übrigens relativ preiswerte Pauschalarrangements angeboten.
Nehmen Sie einen Drink in der legendären „Temple Bar“; genießen Sie bei „Delahunt“ den geräucherten Lachs oder im „The Woolen Mills“ die typische Dubliner Spezialität Eintopf mit Würstchen und Speck; ein köstliches Slany River Lamm wird in „The Vintage Kitchen“ serviert. Und weil ja auch ein wenig Kultur nicht schadet, sollte man die Bibliothek des „Trinity College“ besuchen; dort beeindruckt der Hauptsaal („Long Room“), eine 64 Meter lange und 12 Meter breite gewölbte Halle, in der neben alten Druck-Schätzen auch viele Raritäten aus der Geschichte Irlands ausgestellt werden.
Letztlich soll hier noch das irisch-gälische Wort „Sláinte“ erklärt werden. Sie werden es oft hören, wenn Sie mit kontaktfreudigen Iren irgendwo an der Bar stehen. Es heißt schlichtweg: „Prost“.
Fotos: Fred König, Tourism Ireland