Januar 2018
von Liz von Bonin
Neue Golfregeln
Gesunder Menschenverstand
Im Rhythmus von vier Jahren werden neue Golfregeln von den allmächtigen Instanzen Royal & Ancient (St. Andrews) und der United States Golf Association (USGA) entwickelt und an den Rest der Golfwelt übermittelt. Eines bleibt dabei immer gleich: Sieger ist der, der den Ball mit den wenigsten Schlägen ins Loch bringt.
Nun mag es bis zum 1. Januar 2019 zeitlich noch eine Weile dauern – und doch wollen wir jetzt schon auf dieses besondere Datum hinweisen: Dann nämlich treten die neuen Golfregeln in Kraft, erfreulicherweise nur noch 24 statt bisher 34. Über die weitreichenden Veränderungen liest man auf der Website des Deutschen Golf Verbands dazu unter anderem folgendes Statement: Die neuen Regeln „sollen das Golfspiel leichter verständlich, fairer und zukunftsfähiger machen, bei gleichzeitiger Wahrung des Charakters“.
Mit anderen Worten: Der Charakter-Sport Golf soll moderner und die Freude am Spiel gefördert werden. Wobei ich behaupte, dass die meisten Golfer bisher ohnehin schon eine Menge Spaß an ihrem Spiel haben, allerdings wegen oft schwer verständlicher Regeln und deren Auslegungen ein höchst einfaches System bevorzugen – den gesunden Menschenverstand.
Es steht außer Frage, dass man – wie überall im menschlichen Zusammensein und bei allen anderen Sportarten – auch beim Golf Regeln benötigt, damit alles fair und einigermaßen reibungslos abläuft. Dennoch fragte man sich in der Vergangenheit oft, welchen Sinn die eine oder andere Regel nun eigentlich gehabt haben sollte.
Zweifellos brandet auch heute noch Gelächter auf, wenn wir uns an eine bestimmte „Nearest to the Pin“-Regelung erinnern. Die Nearest-Entfernung durfte eines Tages nicht mehr mit einem Maßband gemessen werden, sondern nur noch mit einer Schnur oder einem Bindfaden. Und das sorgte für Gags ohne Ende. Eine humorige Mitspielerin hatte sich einmal rücklings auf dem Grün ausgestreckt, ihr Schuhabsatz lag an der Lochkante, mein Ball zufällig exakt am Ende ihres Kopfes. „Sehr gut, deine Kugel liegt genau 1,70 Meter am Loch“, sagte sie, „meine Größe.“ Gewonnen hatte allerdings ein Kontrahent mit Schuhgröße 42; sein Treter passte ziemlich genau in die rund 28 Zentimeter zwischen der Lochkante und seinen Ball. Und dann erst die Siegerehrungen. Einmal breitete der Clubmanager die Arme weit aus und sagte: „Also, mit ungefähr so und so viel hat XY den Nearest-Preis gewonnen.“
Ein weiterer, heftig kritisierter Regel-Trash war einst auch CBA (Computed-Buffer-Adjustment), die „Pufferzonenanpassung“ für alle Vorgabenklassen. Wenn schon der Name grenzwertig klang – die Regel war es noch viel mehr: Durch die jeweils schweren oder leichten Platzverhältnisse am Turniertag wurde bei den erspielten Ergebnissen ein Durchschnitt ermittelt, der schließlich zur Pufferzonenanpassung führte. Das Aus für CBA kam erfreulicherweise 2016 – offenbar hatte sich bei den Verantwortlichen die Erkenntnis durchgesetzt, dass Golf ein Sport in der Natur ist, der durch Wind und Wetter beeinflusst werden kann.
Spieltempo ist ab 2019 angesagt. So darf man einen Ball statt fünf nur noch drei Minuten suchen – und wenn man ihn dabei versehentlich bewegt, bleibt dies straffrei. Trödlern wird künftig der Kampf angesagt: Jeder Schlag muss inklusive Vorbereitung innerhalb von 40 Sekunden ausgeführt werden. Des Weiteren kann beim Zählspiel eine maximale Schlagbegrenzung (z.B. ein Doppel- oder Triplebogey) pro Loch festgelegt werden. Die Fahne muss beim Putten nicht mehr bedient werden; trifft man den Flaggenstock, bleibt dies straffrei. Musste bislang beim Droppen der Ball aus Schulterhöhe fallen gelassen werden, ist künftig jede beliebige Höhe erlaubt – jedoch „mindestens 2,5 Zentimeter (1 Zoll) über dem Boden oder irgendetwas Wachsendem oder einem sonstigen Gegenstand“. Es gibt keine Strafe mehr, wenn man in einem Bunker lose hinderliche Naturstoffe berührt oder bewegt. Und letztlich: Entfernungsmessgeräte sind generell erlaubt.
Mit den neuen Regeln wird beim Golfspiel erstmals vieles anders, vor allem leichter verständlich und schneller. Wobei man sich natürlich immer wieder fragt, weshalb es meist vier Jahre lang dauert, bis unsinnige Regeln abgeschafft und sinnvolle eingeführt werden.