Leidensweg mit einer großen Liebe
Der Phaeton-Flop
Alfa Romeo, Jaguar und BMW, Mercedes, Cirtroen, Käfer und MG – sie alle waren große Lieben. Mit allem, was dazu gehörte: verheißungsvolle Gefährtinnen, treue Seelen, miese Verräterinnen. Als im Laufe der Zeit die optischen Zerklüftungen bei den Konkurrentinnen immer schlimmer wurden und mir plötzlich diese dezente, beinahe schlichte Schönheit begegnete, war ich hin und weg. Sie oder keine! Doch das war der Beginn einer verhängnisvollen Liebschaft – mit einer Enttäuschung, wie ich vorher noch nie erlebt hatte.
Es begann irgendwann Mitte 2007, als sie mir von einem Kollegen vorgestellt wurde. Und es war eine leidenschaftliche Liebe auf den ersten Blick. Sie hatte etwas Bodenständiges und zugleich Verführerisches – so mittendrin zwischen Bauernmaid und Salonschlampe. Okay, es hätte mir zu denken geben sollen, dass sie eigentlich niemand wirklich mochte, dass sie als völlig nichtssagend und unattraktiv eingestuft wurde. Aber ich hatte mich ja von Kindheit an schon immer auf die Seite derer geschlagen, die Probleme mit ihrer Akzeptanz hatten. Auch Outsider sollten in meinen Augen eine Chance erhalten. Als ich nun vor ihr stand und sie mich anstrahlte, als ich sie umrundete, dieses wohlproportionierte Hinterteil sah – in diesem Augenblick war ich verloren. Wenig später gehörte sie mir.
Doch das Glück der jungen Liebe dauerte nur kurz. Die ersten Enttäuschungen kamen schnell. Dabei schien am Anfang alles so Erfolg versprechend zu sein für eine lange, dauerhafte Beziehung. Sie war zunächst eine mehr als angenehme Partnerin. Mit ihr auf Reisen zu gehen – unvergleichliche Erlebnisse. Sie war nie besonders anspruchsvoll und wusste, worauf ich Wert legte: Bequemlichkeit, Sicherheit, Solidität. Die Zeiten schneller und aufregender Abenteuer hatte ich längst abgehakt.
Bequeme Blenderin
Ich ahnte nicht, dasss sie eine begnadete Blenderin war. Bald stellte ich fest, dass sie in regelmäßigen Abständen mit verschiedenen Mechanikern fremdging. Doch man hatte sich ja schon aneinander gewöhnt, und deshalb nahm ich viel in Kauf. Und so hatte ich über die Jahre hinweg eine grenzenlose Toleranz geübt, immer wieder über Fehltritte hinweggesehen. Ich wollte einfach, trotz vieler Enttäuschungen, mit ihr alt werden.
Sicher war einer der Gründe der, dass das Leben mit ihr wirklich ungeheuer bequem war. Mit keiner anderen zuvor ging ich lieber auf Reisen. Sie war so weich, so geschmeidig. Natürlich hatte ich sie schlichtweg „gekauft“, sie gefiel mir und sollte mir zu Diensten sein, sie sollte – ohne Widersprüche – auf mich hören. Ich war der Chef. Im Nachinhein muss ich fast bewundern, wie bereitwillig untertänig sie sich gab. Was auch immer ich mit ihr unternehmen wollte – sie fügte sich klaglos. Nach meinem heutigen Wissenstand weiß ich, dass es innerlich in ihr gekocht haben muss und sie sich sagte: Warte nur, mein Freund, irgendwann kommt mein Tag.
Diverse Eskapaden
Zugegeben: Als ich sie erstmals meiner Familie (und auch einigen Golffreunden) vorgestellt hatte, gab es schon die einen oder anderen Bedenken. „Wie kommst du ausgerechnet auf die?“ bekam ich zu hören, „die will doch niemand.“ Und: „Hast du dir das auch wirklich gut überlegt?“ Oder: „Bist du nicht zu jung dafür?“ Dann der Oberspruch: „Drum prüfet, wer sich ewig bindet, ob sich das Geld zur Scheidung findet.“
Nun, das Luder hat mich schon vor der Scheidung eine Menge Geld gekostet. Ich hatte viel in sie investiert, nicht nur Geld, sondern auch Zeit. Gut, sie hat nicht getrunken; wenigstens in diesem Punkt war sie sparsam. Aber sonst warf sie das Geld mit offenen Armen in die Arme ihres geliebten Mechanikers – der mir übrigens als Leidensgenosse immer sehr offen über ihre diversen Eskapaden berichtete. Heute weiß ich: Ich hätte sie – was ja eigentlich üblich ist – rechtzeitig gegen eine jüngere austauschen sollen. Aber irgendwie schien mir das unfair zu sein. Ich hatte vorher ja oft erlebt, wie alte Lieben und langjährige Beziehungen in die Brüche gingen, nur weil plötzlich eine jüngere Geliebte ins Spiel kam. Außerdem waren meine Gefühle für sie nicht nur sehr tiefgehend, ich war tatsächlich der Meinung, dass unser Verhältnis völlig in Takt sei. Na ja, hinterher ist man ja immer schlauer.
Der Schlussstrich
Den Rest gab sie mir auf einer Fahrt zur Mitgliederversammlung in meinen Golfclub Bergkramerhof. Ich wollte gerade ein Auto überholen, als sie plötzlich den Schlussstrich zog und kein Wort mehr mit mir wechselte. Völlig geschockt steuerte ich den Standstreifen auf der Autobahn an und blieb stehen. Aber es war nicht mehr mit ihr zu reden. Sie schwieg eisern. Bis es mir schließlich herausrutschte: „Du kleine miese Schlampe, ich habe dich jahrlang durchgefüttert – und nun das.“ Sie hatte offensichtlich einen neuen Lover, irgendeinen Typen von der Pop-Gruppe ACDC oder ADAC oder so ähnlich. Jedenfalls holte sie dieser Kerl mit einem aufgemotzten Hochladerschlitten wenig später ab. Und ich? Ich saß am Straßenrand und wunderte mich nur noch über so viel Undakbarkeit.
Doch das Leben muss weitergehen, man will ja nicht alleine bleiben. Deshalb bin ich schon wieder auf der Suche nach einer Partnerin. Diesmal aber soll es eine jünger Aussehende und attraktiver Proportionierte aus einer anständigen bayerischen oder schwäbischen Familie sein. Auf oberflächliche sächsische Blenderinnen falle ich nicht mehr herein.
Und hier eine kleine Aufstellung, was diese verwöhnte Lady so alles für sich in Anspruch genommen hat:
Februar 2008
Heckklappe defekt: Garantie
23. Dezember 2008
Roststellen an vorderer Tür: Garantie
16. November 2009
Deckelschloss hinten: 374,40 Euro
(Eigenanteil: 94,40 Euro)
Vorderachse, Federdämpfer, Führungslenker: 727,50 Euro
(Eigenanteil: 156,60 Euro)
2 Koppelstangen Erneuert, Aus- und Einbau: 101,30 Euro
(Eigenanteil: 27,72 Euro)
20. Dezember 2010
Roststellen an hinterer Tür: Garantie
4. Februar 2011
Hupe defekt. 150,75 Euro
Selbstbeteiligung: 48,16
13. Mai 2011
Drosselklappenstutzen
Aus- und Einbau: 353,40 Euro
30.06.2011 Garantiegutschrift über 171,75
Irgendwann dazwischen
Defekt der Warnblinkleuchte
Austausch der gesamten Bedieneinheit: rund 1.500,00 Euro
Leihnwagen: 400,00 Euro
14. Dezember 2011
Bremsscheiben, Bremsbelag: 538,50 Euro
27. Dezember 2012
Scheibenwischer defekt: 350,99 Euro
21. März 2912
Bremsscheiben vorne
Aus- und Einbau, Bremsbelag: 572,29 Euro
Getränkehalter instandgesetzt: 53,55
19. April 2012
Automatische Heckklappe defekt: 1.670,00 Euro
9 Wochen später Gutschrift über 645,75 Euro
22. August 2012
Lenkrad vibriert beim Bremsen
Bremsscheiben aus- und einbauen: auf Kulanz
16. November 2012
Roststellen an hinterer Tür: Garantie
21. Dezember 2012
Lenkrad vibriert beim Bremsen
Klappergeräusch an Vorderachse
Koppelstangen aus und Einbau 791,59
abzüglich Kulanz 114,96 Euro
11. März 2013
Bremsscheiben
Bremsbelag 320,00 Euro
Aus- und Einbau 81,00 Euro
19. April 2013
Bremsscheiben 158,50 Euro
11. Juli 2014
Kapitaler Motorschaden
Auto-Restwert ca. 2.500,00 Euro