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Kommentar zum Thema

von Fred König

 

Von den Rufern in der Wüste hört man ja immer wieder, wie toll sich der Golfsport in Deutschland entwickelt. Zitat auf der Website des Deutschen Golf Verbands: „In Deutschland greifen mit 635.097 registrierten Golfspielern so viele wie nie zuvor zum Schläger. Der DGV verzeichnete 2012 einen absoluten Zuwachs von 10.528 Golfern, was einem Wachstum von 1,7 Prozent entspricht.“

1,7 Prozent! Lächerlich. Wirklich interessant dabei: Die jungen GolferInnen werden in nahezu allen Alterskategorien immer weniger, die Oldies dagegen sind auf dem Vormarsch. In der Klasse der über 60-Jährigen gab es 2012 immerhin einen Zuwachs von 8.422 Spielern. Die meisten davon können sich offensichtlich eine „ordentliche“ Clubmitgliedschaft leisten und bekommen einen Clubausweis mit dem dusseligen First-Class-Golfer-Hologramm „R/vS“. Bei vielen Golfsport-Interessierten hat sich herumgesprochen, dass man mit einer leicht bezahl- baren Fernmitgliedschaft (die übrigens auch der DGV über seinen Kartenhändler VcG anbietet), auf diversen Golfanlagen mit einem erhöhten Greenfee bestraft wird. Also lässt man es mal lieber. Danke, so generiert man Golfer.

Zugegeben: Der Golfsport steckt ja nicht nur in Deutschland in der Krise. Es werden weniger Golfanlagen gebaut, bestehende verkauft oder von einem Insolvenzverwalter abgewickelt. Das alles gehört (weshalb sollte es im Golfbereich anders sein) zum Business. Wenig hilfreich, ja beinahe peinlich wird es nur, wenn immer alles schöngeredet wird. Nein, die Golf-Entwicklung sieht in keinen Bereichen rosig.

Olympia 2016 steht vor der Tür. Derzeit haben wir mit Sandra Gal und Caroline Masson, Martin Kaymer, Marcel Siem und Maximilian Kieffer fünf deutsche Golferinnen und Golfer, die einigermaßen ernsthaft in der Weltelite mitspielen. FÜNF! Und in den nächsten drei Jahren sollen also Olympia-Sieger auf den Weg gebracht werden. Nur so zum Vergleich: Schweden hat rund 9,6 Millionen Einwohner (Deutschland: knapp 82 Millionen), bei den schwedischen Herren sind sechs Golfer im World Ranking unter den Top 100. Wir haben zwei – Kaymer und Siem. Was läuft bei uns falsch?

Wenig hilfreich dürften Aktionen wie das „3. Deutsche Golfforum mit Experten“ sein, bei denen nur diskutiert und diskutiert wird. DGV-Präsident Hans Joachim Nothelfer sagte bei dem Forum unter anderem: "Zwar zeigt sich Golf in Deutschland bei einer Gesamtschau weiterhin sehr robust, und dies gerade im Vergleich mit anderen Sportarten in Deutschland, unverkennbar verlangsamt sich jedoch das Wachstum und es stellen sich den Beteiligten verschiedene Herausforderungen, die es anzupacken gilt." Wie also? Sehr robust oder doch sehr verlangsamt?

In der „Gesamtschau“ finden wir uns inzwischen mit der einen oder anderen Insolvenz deutscher Golfclubs ab, akzeptieren den „robusten“ Golfmarkt als rückläufig und hoffen auf gute Besserung. Passend zum Golf-Business in Deutschland hier eine Meldung des BVGA (Bundesverband Golfanlagen e.V.) vom 2. Dezember 2013.

 

Edelgolfklub Rethmar steckt in Krise

 

Jahrelang galt die Golfanlage in Rethmar östlich von Hannover als Nobelklub der Reichen und Schönen. Jetzt rückt das zustän- dige Finanzamt dem Initiator und Eigentümer Ingolf Böx zunehmend auf die Pelle.

Rund 100.000 Euro sollen die Steuerschulden des ehemaligen Immobilienmillionärs betragen. Bei mehreren Spielern sind bereits Pfändungsverfügungen für die Jahresbeiträge eingegan- gen - sie zahlen ihr Geld nun direkt ans Amt. Böx, dessen Vermögen nach einem Streit um Erbschaftsteuern unter Auf- sicht eines Insolvenzverwalters steht, will jetzt die Verträge mit den Spielern ändern und den Jahresbeitrag auf 1980 Euro erhöhen. Doch bei den Golfern regt sich Widerstand. Einige von ihnen wollen einen Verein gründen, der sich statt der Böx-Betreiberfirma künftig um die Anlage kümmert.

Golfplatz-Stardesigner Arnold Palmer hatte den 120 Hektar großen Platz mit 18 Bahnen zwischen künstlichen Dünen und Teichen in den neunziger Jahren angelegt. Er gilt als außergewöhnlich schön, aber anspruchsvoll. Der Platz und auch das neoklassizistisch-pompöse Klubhaus mit der mondänen Säulenarchitektur bräuchten dringend Investitionen. Doch Eigentümer Böx, der nach eigenen Angaben seit Jahren sechs- stellige Beträge zum Golfprojekt zuschießt, ist derzeit klamm.


Insolvenzverwalter hat Hand auf dem Vermögen


Sein Amt als Notar hat er 2012 nach Querelen um eine Millionenspekulation am Krampnitzsee in Brandenburg abge- geben. In Hannover gab es nach der Scheidung von Gabriele Böx viel Familienstreit in der Immobiliendynastie, der unter anderem Teile vom Café Kröpcke, der Wasserturm an der Vahrenwalder Straße oder der Luxusgolfplatz Capdepera auf Mallorca gehören. Inzwischen hat Insolvenzverwalter Christian Willmer seine Hand auf dem Vermögen des Juristen. Im Büro gibt der zuständige Mitarbeiter aber wegen des schwebenden Insolvenzverfahrens keine Auskunft zum Stand der Dinge.

Die aber gibt es von den Golfern. Denn die Spieler haben Sorge um ihren Platz. Böx hatte im März zu einer Versammlung eingeladen, in der er den überraschten Freizeitsportlern er- klärte, dass seine private wirtschaftliche Krise das ansonsten gesunde Rethmarer Golfunternehmen gefährde. „Das ist schon erstaunlich“, sagt Spieler Ulli Schellenberg: „Vor einem Jahr hatte Herr Böx noch wörtlich in der HAZ gesagt, dass die Insolvenz kein Problem darstelle und er Außenstände aus seinem Vermögen begleichen werde.“


Neuer Verein soll tragfähiges Betreibermodell ermöglichen


Die Sorge der Golfer: Sind die Beiträge erst mal erhöht, könnte das Geld am Ende in der privaten Insolvenzmasse von Böx verschwinden - oder möglichen Investoren nutzen, für die eine Übernahme der Anlage lukrativ würde. Einige Golfer um den Lehrter Notar Otto Lüders, dessen Frau in Rethmar spielt, wollen daher einen Verein gründen, der den Platz vom bis- herigen Betreiber pachtet und sich so lange um Pflege und Modernisierung kümmert, bis ein tragfähiges neues Be- treibermodell steht.

Alles dummes Zeug“, kontert Böx. „Golfvereine sind völlig out, die Leute in Rethmar wollen keine Vereinsmeierei und Mitgliedsabende, sondern eine gepflegte Anlage - das garantiert nur eine Betreiberfirma.“ Er werde in Kürze einen Kreis finanziell gut gestellter Klubmitglieder präsentieren, die ihm seine Anteile abkaufen und auch die Steuerschulden begleichen wollten. Unter anderem im Bunde: City-Hotelier Veit Pagel.


Zukunft des Golfplatzes bleibt spannend


Die Golfspieler aber wollen das nicht mehr abwarten. Für diesen Donnerstag hat Notar Lüders zu einem Treffen eingeladen und bereits die Satzung für den neuen Verein ausgearbeitet. „Wir müssen jetzt handeln, weil die Saison startet und die Spieler Sicherheit brauchen“, sagt Lüders.

In den nächsten Tagen wird sich entscheiden, wie es auf dem prominentesten Golfplatz der Region weitergeht. Spannend bleibt es auf jeden Fall.

(Quelle: Hannoversche Allgemeine, 25.11.13)

 

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