September 2017
von Liz von Bonin
City-Golf Nizza
Picasso zum Dessert
Überfluss verdirbt den Genuss? Nicht in Nizza und Umgebung, wo Genüsse in großer Menge und in jeder nur erdenklichen Form geboten werden. Sandstrände, exzellente Golfplätze, eine phantastische Kulinarik – und letztlich eine Kunstwelt, wie man sie nur an der Côte d'Azur findet.
Picasso, Jean Miró und Fernand Léger, Henri Matisse, Auguste Renoir oder Marc Chagall – sie alle haben an der „Côte“ gelebt und gearbeitet, ließen sich inspirieren von der lockeren Lebensart, dem milden Klima und der einzigartigen Landschaft. Mit ihren Kunstwerken setzten sie sich Denkmäler der Unsterblichkeit: eigene Museen, kleine Kapellen, Mosaiken, ständige Ausstellungen. Das Chagall- und das Matisse-Museum in Nizza, die von Matisse gestaltete Chapelle-du-Rosaire in Vence, die Atelier-Villa von Auguste Renoir in Cagnes-sur-Mer, der Léger-Tempel in Biot oder das Picasso-Museum in Antibes – nirgendwo sonst auf der Welt gibt es in einem Umkreis von nur rund 15 Kilometern eine solche Anhäufung von künstlerischen Kultstätten der großen Im- und Expressionisten, der Realisten und Abstrakten.
Die Fondation Maeght – ein weltberühmtes Kunstforum am Rand des entzückenden Örtchens Saint-Paul de Vence, nur rund 20 Minuten westlich von Nizza. Nicht nur in den Ausstellungsräumen, sondern auch im kleinen Park werden großartige Kunstwerke präsentiert. Besonders beeindruckend: das „Labyrinth“ von Joan Miró, eine perfekte Synthese aus Kunst und Natur.
Und wenn man schon dort ist, sollte man auch Saint-Paul besuchen. Einer der Anziehungspunkte ist beispielsweise das legendäre Hotel-Restaurant Colombe d'Or. Es wurde Mitte der 1930er Jahre eröffnet und wurde schnell Treffpunkt, Nachrichtenbörse und Diskussionspodium für Maler, Bildhauer, Literaten. Wer hier diniert, erlebt die einmalige Verbindung lukullischer und künstlerischer Genüsse: Am Eingang zur idyllischen Terrasse ein überdimensionaler Daumen von César, in den Räumen hängen an den Wänden frühe Originale der großen Künstler, die hier lebten und oft mit den Werken ihre Zeche beglichen.
Spektakuläre Aussichten
Doch nun weiter zu einer anderen Genussform, die in der näheren Umgebung von Nizza, in einem Umkreis von rund 20 Kilometern, ein breites Angebot bereit hält: Golf. Acht Plätze stehen zur Verfügung, darunter vier 9-Loch-Anlagen. Wir beschränken uns hier auf drei Kurse, die man sich keinesfalls entgehen lassen sollte. Als absolutes Highlight präsentiert sich Golf de Monte-Carlo, knapp 14 Kilometer von Nizza entfernt. Die 18 teils hügeligen Löcher des bereits 1911 eröffneten Clubs liegen 900 Meter über dem Meer, oberhalb von Monte Carlo bei La Turbie – und das garantiert spektakuläre Aussichten auf Monaco und Meer. Die Gefahr ist allerdings, dass man hier vor lauter Begeisterung mehr Fotos schießt als Bälle schlägt.
Was ebenfalls gefällt, ist das extrem freundliche, mehrsprachige Personal und die entspannte Gastronomie, bei der sich die Preise für Getränke und Speisen in durchaus vernünftigen Grenzen halten. Der zweifellos elitäre Platz (Par 71, 5.683 Meter von Gelb) verlangt unter der Woche ein Greenfee von 130 Euro, am Wochenende 160 Euro.
Bei dieser Gelegenheit sollte man nach dem Spiel einen Abstecher nach Monte Carlo einplanen, vielleicht eine kleine Runde drehen auf dem Place du Casino, das sündteure Hotel de Paris bewundern, durch den kleinen Park spazieren, im Café de Paris einen Drink nehmen – und die vielen Luxuskarossen bestaunen, die hier wie bei einer Automobilausstellung vor Hotel und Casino geparkt sind.
Kulinarische Highlights
Zwischendurch wieder ein kleiner Schwenk zu einem anderen „Côte-Genuss“: der Kulinarik. Neben unzähligen Bars und Restaurants, etwa rund um den sehenswerten Markt im Zentrum von Nizza, findet man auch das eine oder andere Küchenparadies für Genüsse ohne Reue. Und das oft zu Preisen, bei denen sich die Restaurants in einem Schweizer Bergdorf eine Scheibe abschneiden könnten.
Ganz oben auf unserer „Liste des Lukullus“ steht das Restaurant „La Mère Germaine“ in Villefranche-sur-Mer direkt am Quai Courbet, nur einen Katzensprung von Nizza entfernt. Schon seit 1938 wird hier unvergleichlich zubereitet, was immer das Meer an Leckerbissen ausspuckt. Bei „Mutter Germaine“ isst man nicht einfach, man tafelt total entspannt im Hier und Jetzt. Ein einzelnes Gericht oder ein Menü, Fisch oder Meeresfrüchte, Lobster-Carpaccio, Gambas in Curry, ein Loup de Mer mit Safranreis oder eine grandiose Bouillabaisse, dazu ein trockener Loire-Wein oder ein regionaler Rosé – schon beim Aufzählen der Gerichte, und natürlich auch beim Wein, läuft einem das Wasser im Mund zusammen.
Und noch ein echter Geheimtipp: „La Merenda“ im Zentrum von Nizza. Klein aber fein – hier zelebriert Dominique Le Stanc, einst Chefkoch im Hotel Negresco, seine hohe und zugleich preiswerte Kulinarik. Die Michelin-Sterne hat er hinter sich gelassen, jetzt zählt für ihn nur noch das Vergnügen an der Kochkunst.
Zurück auf die Pisten
Ein Spiel im GC Opio Valbonne, 20 Kilometer von Nizza entfernt. Der sportlich-anspruchsvolle 18-Loch-Kurs (Par 73, 5.398 Meter von Gelb) wurde von Donald Harradine konzipiert und bietet diverse Wasserhindernisse. Für rund 90 Euro geht man hier in einer ausgesprochen malerischen Landschaft auf die Runde.
Zwei Kilometer weiter fährt man zum Golf Country Club de Cannes Mougins, der 1922 gegründet wurde. Die 18-Loch-Anlage (Par 72, 6.312 Meter von Weiß) nach einem Design von Dave Thomas und Peter Alliss ist ein echtes Erlebnis. Man muss ihn gespielt haben! Ein sehr harmonisches Layout in einer wirklich einmaligen, idyllischen Parklandschaft, der hervorragende Pflegezustand, das überaus freundliche Personal, die großzügigen Übungsmögichkeiten und ein exzellentes Restaurant – das alles sind die 120 Euro Greenfee (Wochenende 150 Euro) durchaus wert.
Bleibt letztlich immer die Frage: wo wohnen? Da bieten sich in Nizza und Umgebung diverse Möglichkeiten – je nach dem, wieviel man locker machen möchte. Fast alle internationalen Hotelketten sind hier vertreten; am besten macht man sich vor Antritt einer Reise auf relevanten Websites wie etwa tripadvisor.de schlau.
Unser Fazit: Bei einem Trip nach Nizza erlebt man kulturelle Höhepunkte ohne Ende, genießt eine hochkarätige Gastronomie und spielt auf wunderbaren Golfplätzen – da wird schnell deutlich, dass die Côte d'Azur mehr ist als nur eine gigantische Sonnenliege.